Rhein-Hunsrück Zeitung 30.05.2007

Mit 95 Tonnen durch die Republik

von Nicole Susenburger

Frank Hahlen steuert Schwertransporter für eine Kisselbacher Spedition - Für den Beruf sind gute Nerven und Augenmaß gefragt Wer schon beim Rückwärtseinparken mit dem Kleinwagen die Nerven verliert, ist für Frank Hahlens Job denkbar ungeeignet. Der 43-Jährige steuert Schwertransporter quer durch die Republik. Wir begleiteten den Oberweseler auf dem Weg von Kisselbach nach Köln.

OBERWESEL.

Frank Hahlen muss immer dann ran, wenn es kompliziert wird. Der 43-Jährige arbeitet für eine Kisselbacher Spedition, die sich auf Schwertransporte spezialisiert hat. 95 Tonnen schwer, 4,48 Meter hoch und 20,60 Meter lang ist der Koloss, den der Oberweseler an diesem Tag zur Kölner Messe manövrieren muss. Die Fracht: eine Trafostation.

Bei der Vorstellung ergreift den Durchschnittsfahrer, der schon mit Parklücken zu kämpfen hat, schiere Panik. Hahlen sieht es dagegen als Herausforderung: "Schwertransporte sind die Königsklasse," erklärt Hahlen stolz. "Es fordert einen mehr als einen normalen Lkw-Fahrer."

Das wird spätestens dann klar, wenn Hahlen seinen Lkw in Schrittgeschwindigkeit unter einer Brücke hindurch steuern muss. Da sind Fingerspitzengefühl und gute Nerven gefragt. "Es erfordert Augenmaß", sagt Hahlen. "Ein kleiner Bodenwall kann schon Stillstand bedeuten." Kein Wunder, dass der 43-Jährige jedes Mal aufatmet, wenn sein Begleitfahrer Michael Hess (36) per Funk meldet: "Du bist durch."

Über die Autobahn verläuft der Transport unproblematisch. Auf den Umwegen kreuz und quer durch Köln, die Hahlen wegen seiner Überlänge auf sich nehmen muss, wird er von der Kölner Polizei begleitet. Reibungslos kämpft sich das Ungetüm durch die Stadt - bis es wenige Kilometer vor seinem Ziel gestoppt wird. Unter einer Brücke muss das Gespann auf halbem Wege zurückstoßen.

"Wir sind zu hoch, oder die Brücke ist zu niedrig", schmunzelt der Begleitfahrer. Nun heißt es Ruhe bewahren. Auch wenn den beiden der Termindruck im Nacken sitzt. Zeit ist im Frachtgeschäft schließlich Geld. "Hektiker sind hier fehl am Platz", weiß Frank Hahlen. "Du musst improvisieren können - das macht den Schwertransportfahrer aus."

Die Kölner Polizei nimmt genau Maß. Fazit: Die Höhe der Durchfahrt schwankt um bis zu zehn Zentimeter. Zu riskant, findet Hahlen. Nun sucht er mit Hess und den Polizeibeamten eine alternative Route. Das Problem: "Es gibt keine Brücke, die höher als 4,50 Meter ist", erklärt der zuständige Beamte.

Nach längerem Überlegen hat Hahlen eine Idee: Das 20 Zentimeter hohe Betondach des Trafos ist nur aufgelegt. "Ohne dass Dach könnten wir die Durchfahrt schaffen", hofft Hahlen. Gesagt getan. Ein Kran und ein so genanntes Transportmodul werden organisiert. Die Polizei macht die Hauptverkehrsstraße dicht. Es dauert keine 30 Minuten und das Dach ist umgeladen. Der Transport kann endlich fortgesetzt werden.

"In solchen Situationen müssen wir flexibel reagieren", zeigt sich ein Polizist kooperativ und unbürokratisch. Es würde zu lange dauern, um eine Genehmigung einzuholen. Schließlich soll der Verkehr möglichst schnell wieder fließen können.