Unterwegs in der Schweiz mit 67-Tonnen

Unterwetzikon erhält eine neue Trafostation. Sie ist gestern auf zwei 67-Tonnen-Lastwagen aus Deutschland angeliefert worden.

Von Lea Wertheimer

Ein Polizeiwagen mit gelbem Blinklicht auf dem Dach fährt einem von Illnau Richtung Feraltorf entgegen – seltsamerweise fast auf der Gegenfahrbahn. Die Beamten signalisieren den entgegenkommenden Fahrzeugen, die Geschwindigkeit zu drosseln. Viele Automobilisten rätseln noch um den Grund der Aktion – und plötzlich tauchten da zwei Ungetüme auf: große Lastwagen. Je 18 Meter lang, 4,4 Meter breit und 67 Tonnen schwer. Ihre Fracht: je eine halbe Trafostation. Diese Masse erfordern die Polizeibegleitung und besondere Maßnahmen und Bewilligungen.

Nicht durch Wetzikon

Der Konoi bewegt sich verblüffend zügig durch das Zürcher Oberland. In Illnau erwartet ihn der erste Kreisverkehr. Erstaunlicherweise scheint der Kreisel kein großes Hindernis zu sein für die Transporter. Über Illnau führt sie die geplante Route nach Hinwil und von dort aus nach Wetzikon, eine ungewöhnliche Streckenplanung. „Wetzikon kann mit so schweren Lastwagen nicht durchfahren werden.“ Sagt Peter Bruderer vom Straßenverkehrsamt des Kantons Zürich. „Das Problem ist die Wildbachbrücke“, sie durfte nur mit maximal 28 Tonnen überfahren werden. „Dieser Transporter ist für uns nicht außergewöhnlich, vergleichbar mit einem mittlerem Bagger. Nichts, was uns aus der Ruhe bringt.“

Route rekognoszieren

In zügiger Fahrt bewegt sich der Schwertransport nach Fehraltorf, auch her ein Kreisel, neu, blau und aus Glas. Doch auch dies meistern die beiden deutschen Fahrer Hans Schmölz und Christoph Bloch mühelos. „Die Kreisel hier in der Schweiz sind gut ausgebaut“, dies komme ihnen bei breiten Transporten entgegen. Schwierig werde es bei Überlängen, erklärt Bloch. Mit 18 Metern sei der Transport der Trafostation aber „unproblematisch“. Um keine bösen Überraschungen anzutreffen, hat die Kantonspolizei die Route vorgängig besichtigt, erklärt Walter B. Keller, stellvertretender Dienstchef des Verkehrspolizeilichen Einsatzdienstes. Die Strecke wurde aber vom Straßenverkehrsamt freigegeben. „Die Aufgabe der Polizeibegleitung ist es, den Gegenverkehr zu verlangsamen oder die Strecke vorübergehend ganz zu sperren.“
Kurz vor Wetzikon kommt dem Konvoi ein anderer „Brummi“ entgegen. Erst spät verlangsamt dieser seine Fahrt auf Anweisung des beiden Beamten Adrian Nüssli und Yves Gloor im Begleitfahrzeug. „Bei diesem Tansport ist hauptsächlich die Breite ein Problem“ so Gloog. Zum Glück seien es zwei Fahrzeuge, dies sei einfache zu manövrieren als ein langes, meint Gloor weiter. Um dem Spezialtransport Platz zu machen, muss der entgegenkommende Lastwagen aufs Gras neben der Fahrbahn ausweichen. „Das größte Problem sind die PKW-Fahrer“ stellt Hans Schmölz fest. Viele hatten nie gelernt, wie sie sich mit Schwertransporten zu verhalten haben. „Sie weichen dem ersten Transporter aus, sind froh, haben sie es geschafft – und stehen dann geschockt vor dem zweiten“, schmunzelt Schmölz, Fahrer des ersten LKWs.

Das Auge nach hinten

Das hintere Fahrzeug ist für die LKW-Fahrer essenziell. Es warnt vor allem auf Autobahnstrecken die herannahenden Fahrzeuge. Per Funk gibt der erste Fahrer den hintersten Fahrzeug bekannt, welche Hindernisse anstehen, sodass auf der Leuchttafel des Autos die entsprechende Warnung an die auffahrenden Wagen vermittelt wird „Das Begleitfahrzeug ist unser Auge nach hinten, veranschaulicht Christoph Bloch. „Wir sperren auf der Autobahn von hinten zwei Spuren mit dem Polizeifahrzeug“, bemerkt Yves Gloor. Mit 60 Stundenkilometern bewegte sich der Zug von der Schweizer Grenze über Schaffhausen nach Feuerthalen wo er von der Kantonpolizei Zürich in Empfang genommen wurde. Sobald der Konvoe die Atuobahn verlassen hatte, setzte sich die Streifenwagen an die Spitze des Zuges. „Neuralgische Punkte sind auch Kreuzungen“ berichtet Gloor weiter. An einer solchen ist der Transport angekommen. Von Ettenhausen kommend schenkt der Geleitzug in Hinwill nach rechts Richtung Wetzikon. Um einen genügend großen Radius zu erhalten, können die beiden Lastwagen nicht korrekt einspuren. Eine Inselmarkierung wird von der Polizei entfernt und nach der Durchfahrt flugs wieder montiert.

Millimeter an der Ortstafel vorbei

„Die beiden Fahrer sind kleine Weltmeister und manövrieren, wie wenn es Kleinwagen wären.“ Lobt Polizist Yves Cloor die Chauffeure. Ihr Können zeigen sie an der Ortstafel Wetzikon. Nur wenige Zentimeter Abstand bleiben zwischen der Fracht und der Tafel – und dies bei 60 Kilometern pro Stunde.
Nach zwei Stunden Fahrt auf Schweizer Boden parken die Chaffeure ihre Lastwagen auf dem Kiesplatz vor der Eishalle Wetzikon. Dort bleiben die Gebäudeteile der unterirdischen Trafostation über Nacht. „Heute Dienstag um 8 Uhr wird die Statin an der Guyer-Zerller-Straße versetzt und mit Erdreich überdeckt, führt Bernhard Tschopp von den Gemeindewerken Wetzikon aus. Durch die Hanglage und den Druck des Grundwassers musste de Station monolithisch gebaut werden, also aus einem Guss. „Das Gebäude wurde zwar in der Schweiz gekauft, aber in Deutschland gebaut“, schildert Tschopp. Ein Unterlieferant habe geliefert so sei der umständliche Transport nötig geworden.

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